Ukraine - Russland in klein?

Jetzt bin ich nun schon 1,5 Wochen hier und denk mir immer, was hier eigentlich anders ist als in Russland. Mir fällt immer nur ein, was irgendwie fast gleich ist: Sprache, Essen, Mentalität, hohe Preise.....

Na gut, in sprachlicher Hinsicht ham die Odessiten wohl nen russischen Akzent, den ich aber nur manchmal bemerke. Sonst versteh ich die super und die mich auch.

Zum Essen kann ich sagen, dass ich das ganze Essen aus Russland hier wieder einnehmen muss, obwohl's mir scho in Russland bis zum Hals stieg... wobei ich hier sagen muss, dass es vielleicht eeeetwas westlicher ist (immerhin hab ich schon sowas wie eine Bäckerei gesichtet, juhu!) und ich zur Not IMMER frische Pommes beim McDonalds holen kann (In Sibirien gab's nur sibirische Ketten, wo die Pommes kalt und nach Gummi geschmeckt ham).

Die ukrainische Mentalität... also so unfreundlich wie im tiefsten Sibirien sind sie jetzt net grad, weil sie einfach Touristen gewöhnt sind...aber es ähnelt schon. Grundsätzlich sind sowohl Ukrainer und Russen im tiefsten Inneren (was man einfach von außen nicht sieht) ganz herzliche und gastfreundliche Menschen. Sie zeigen's halt net so offen auf der Straße...

Die hohen Preise sind einfach mal noch viel höher als in Sibirien! Und in Sibirien waren sie schon sau hoch für Deutsche! Ich seh's ja langsam nixmehr ein den Schrott hier total überteuert zu kaufen...bin grad eh noch dabei meine deutschen Vorräte aufzubrauchen (ich war so weise, dass ich mir schon vorher gedacht hab, dass in Ukraine die Essenslage net unbedingt so viel besser ist als in Russland und hab den halben Koffer voll Fressalien gestopft).

Meine erste "Arbeits"woche ist nun vorbei u die zweite hat schon begonnnen.
Derzeit arbeite ich im Kindergarten des deutschen Zentrums in Odessa. Das ist ein privater Kindergarten, wo die Kinder auch Deutsch und Englisch lernen. Er kostet 200 € im Monat, was auch der monatliche Gehalt eines Arbeiters in Odessa ist! Bedeutet, in diesen Kindergarten gehen nur Kinder reicher Eltern, was wiederum bedeutet, dass mache Kinder hoffnungslos verzogen sind...
Jedenfalls war ich die erste Woche eher dumm rumgestanden, als dass ich was gearbeitet hab. Grund dafür waren die 2 anderen deutschen Freiwilligen Luise und Eva. Zusätzlich dazu war noch 1 Erzieherin, somit haben wir insgesamt zu viert 8 Kinder betütelt, was dann doch a weng zu viel des Guten war!
Da aber jetzt Luise wieder nach Deuschland gefahren ist (leider!) und Eva grad auf Seminar ist, bin ich jetzt allein mit der Erzieherin und hatte heute ma richtig was zu tun!
Im Kindergarten gefällts mir eigentlich ganz gut. Die Kinder hauen manchmal so Brocken raus - zum totlachen (obwohl ich oft auch net alles versteh...) und sind soooo süß!
Erste Impressionen:

Das ist echt mein allerliebstes Lieblingskind! Vlada macht eigentlich den ganzen Tag nichts, sondern sitzt auf ihren Platz und schaut den Kindern beim Spielen zu (siehe Bild weiter unten). Manchmal bekommen wir sie aber auch (wie jetzt) zum Malen. Aber reden tut sie fast nie, manchmal piepst sie ein "da" oder "net"... des lustige ist, dass sie, sobald sie daheim ist, ihrer Mutter alles im Detail erzählt, was im Kindergarten passiert ist. Ich find sie unglaublich süß einfach!

Vlada mit Eva

Und das macht die den ganzen Tag... aber sooooo süß!

Neben diesem Job im Kindergarten kümmer ich mich 2mal die Woche um zwei Omas.
Die eine ist Russin und schon sehr alt, kann nixmehr gut laufen und kann daher nicht außer Haus. Russische Omas sind eh die gastfreundlichsten Omas, die ich je in meinem Leben getroffen hab, nicht vergleichbar mit deutschen!
Sie hat mich gleich 1000mal abgeknutscht und sich total gefreut, dass ich komm. Eigentlich trink ich bei ihr nur Tee, stopf mich mit Süßigkeiten voll, weil ich gezwungen werde (O-Ton Oma: "Meine liebste, du bist so ein Skelett, ess jetzt gefälligst was!") und putz ihre 2 Zimmer die sie hat: Küche (Klo steht neben dem Waschbecken, Badewanne steht auch mitten im Raum) und ihr Schlaf-und Wohnzimmer. Mich hat das ganze net geschockt, weil ich's aus Russland kenne, aber es ist schon schlimm, dass Rentner in der Ukraine nur 100 € im Monat bekommen und die Lebensmittel um EINIGES teuerer sind als in Deutschland.

Die andere Oma ist ne Russlanddeutsche u spricht auch ganz gut Deutsch noch. Sie ist etwas reicher, liegt vielleicht auch daran, dass sie ein Zimmer an eine Studentin untermietet u da aweng Taschengeld bekommt. Zwei Katzen hat se auch. Sie ist 85 Jahre alt und hat nen Laptop und skypt regelmäßig!!!! Da war ich echt baff!
Beide Omas waren total überrascht und froh, dass ich schon Russisch sprechen konnte! Weil die Freiwilligen, die das sonst machen, können noch kein Wort...

Was hab ich sonst noch die Woche gemacht?

1. War mit Luise und anderen Deutschen in den Katakomben von Odessa. Es war suuuuper interessant!

Kurz zu den Randdaten:
Insgesamt haben ca. 2000 Partisanen in der Zeit von 1941-1945 im Untergrund gelebt und haben von dort aus die Deutschen und v.a. Rumänier (dessen Armee an der Seite der Deutschen kämpfte) bekämpft. Insgesamt sind nur 20 Menschen gestorben, und auch nur, weil sie hochgingen, um Essen zu holen o.ä.
Die Deutschen haben immer wieder versucht, die Katakomben zu stürmen, aber ihre Pläne sind alle gescheitert. Erst sind sie einfach reingestürmt, haben sich aber entweder verirrt oder wurden von den Kanonen, die in den Katakomben waren, erschossen. Dann wollten sie Gas hineinleiten, klappte aber auch net, weil die Katakomben so groß waren und die Gänge so verwirrend, dass es einfach nie ganz angekommen wär. Außerdem wollten sie die Katakomben auch unter Wasser setzen, hat aber auch net geklappt, weil Unmengen von Wasser nötig gewesen wären, um die Katakomben (die sich auf insg. 2500 km erstrecken!) nur ansatzweise unter Wasser zu setzen.
Ursprünglich sind die Katakomben entstanden, als man den Sandstein abbaute, da man ihn billig zum Häuserbau benutzen konnte.
Wir haben uns nur einen kleinen Teil der Katakomben angeschaut. Außerdem mussten wir immer in der Gruppe bleiben, sonst hätten wir uns 100%ig verirrt. Hier in Odessa haben sich schonmal Jugendliche verirrt und wurden erst 4 Tage später völlig ausgehungert gefunden...

Küche

bei 95% Luftfeuchtigkeit

Luise und ich im Schlafzimmer

Spätestens, als der Feind durch das Labyrinth bis zu dieser Kanone kam, war es zu spät...

Das war das Büro des Kommandeurs (Schreibmaschine, Grammophon im Hintergrund)

"Schlag den Feind ganz bestimmt!"

Schule

Krankenzimmer

"ACHTUNG !" - Pläne, von wo der Feind kommt...

Unsere Gruppe vor dem Kriegerdenkmal

2. Ich war mit einem Couchsurfer im Ballett, in "Der Nussknacker". Die Oper kann zurecht von sich behaupten, eine der schönsten der Welt zu sein. Seht selbst:

Alles vergoldet!

Das Ballett war echt total schön und professionell... war echt super gemacht und es gab viel Beifall...
Wir konnten für umgerechnet 4 € Plätze auf dem Parkett bekommen und da net alle Plätze belegt waren, ham mer uns gleich weiter vorne hingesetzt, wo die Plätze viel teurer gewesen wären!

3. Ich war am letzten Tag, wo Luise noch in Odessa war, mit ihr in der Stadt und hab wunderschöne Fotos gemacht. Seht selbst: