Gipfel erstürmt!

Liebe Leute,

ich melde mich zurück aus dem schönen Kirgisien.
Freitag und Samstag war ich Bergsteigen mit zwei anderen deutschen Freiwilligen und auf unserer ersten Etappe haben wir dann noch zwei Deutsche kennengelernt, mit denen wir weitergezogen sind.

Wir haben uns zum Bergsteigen den Ala Archa Nationalpark (25 km von Bischkek) ausgesucht. Viel mehr Plan hatten wir nicht. Es war eine sehr spontane Aktion, die am Abend vorher beim Wodkatrinken entstand....

Dementsprechend uninformiert sind wir auch gestartet. Ich hatte 0 Wandererfahrung und -klamotten. Ich bin mit meinen Nikes auf Tour gegangen und ohne Jacke. In Bischkek hatte es 33 Grad und irgendwie habe ich nicht gecheckt, dass es vielleicht weiter oben auf den Bergen kälter sein könnte....

Naja, es war eh zu spät. Meine Gastmutter hat mir zum Glück noch ein Lunchpaket gemacht, was im Nachhinein sehr wichtig war, dazu später mehr.

Los gings:


Wir sind bis ganz nach links oben gekommen an unserem ersten Tag.

Wir waren noch schnell frühstücken im Restaurant mit traumhaften Ausblick

Ohne Training, ohne Ausrüstung, ohne Erfahrung und ohne passendem Schuhwerk ging dann die Wanderung los:






Anfangs war ja alles noch ganz lustig, aber später wurde der Aufstieg härter und steiler und ich wär am liebsten umgedreht.. jedoch wollt ich auch nicht mehr den ganzen Weg zurückgehen, daher steckte ich in der Klemme... Der Ausblick hat jedoch viel wieder wett gemacht.

Auf dem Weg nach oben kamen wir an so einem kleinen Wäldchen vorbei, wo zahme Eichhörnchen rumgerannt sind. Ich bin natürlich wie eine Verrückte rumgerannt und hab versucht, dem Eichhörnchen so nahe wie möglich zu kommen. Da ich zuhause ja ein Streifenhörnchen habe, kann man mich sehr wohl als Eichhörnchenflüsterin bezeichnen, denn innerhalb kürzester Zeit war der kleine zutraulich 😎  Die Anstrengung vom wandern war wie weggeblasen!





Nach diesem süßen Zwischenstopp habe ich neue Energie geschöpft und wir kämpften uns weiter nach oben. Die Aussicht wurde immer schöner!




Jessy und ich bildeten das Schlusslicht unserer Truppe, weil wir die schlechtesten in Ausdauer waren.


Unterwegs trafen wir Steinböcke


Ich kurz vorm Kollaps! Da ich mit meinen Schuhen ständig ausgerutscht bin und gar nicht vorankam, hat mir ein Ehepaar aus der Schweiz aus Mitleid einen Gehstock geschenkt. Ich war so dankbar dafür!


Fast geschafft! Man sieht schon die weißen, schneebedeckten Bergspitzen.

Dann endlich, nach ca. 5 Stunden haben wir die Hütte erreicht. Sie lag idyllisch mitten in einem kleinen Tal umzingelt von Bergen:

Eingang

Im Hintergrund die Hütte

Wir haben die erste Etappe geschafft!!!



Wir waren sau stolz, endlich angekommen zu sein.
Unser Lunchpaket war fast aufgebraucht und wir freuten uns auf ein wohlverdientes Essen und ein bequemes Bett. Aber leider erwartete uns genau das Gegenteil!




Wir mussten in diesen Holzbaracken schlafen, wir hatten nicht mal einen Schlafsack und ich keine Jacke. Draußen gab es nachts Frost. Ihr könnt euch vorstellen, wie ich gefroren habe! Jedoch sah ich nicht ein, auf Holzboden zu schlafen und wir haben so eine dünne Matratze und einen Schlafsack ausgeliehen bekommen. Beides hat richtig gemüffelt. Aber ich hatte ja keine Wahl. Jedenfalls hatte ich mich gerade damit abgefunden mir eingeredet, dass ich die Nacht schon irgendwie überstehen werde, als das unerwartete geschah:

Gerade hatte ich versucht, es mir gut wie möglich "bequem" zu machen (alle anderen 20 Leute haben schon geschnarcht) als Jessy neben mir plötzlich aufschreckte und wie kerzengerade im Bett saß. Ich öffnete die Augen und schaute geradewegs in ein Gesicht einer neugierigen Maus. In MEINEM BETT, FAST IN MEINEM SCHLAFSACK und AUF MEINEM GESICHT.

Als ich den Schock verdaut habe und ich mich gerade wieder hinlegen wollte, sah ich aus den Augenwinkeln, wie sie wieder angerannt kam... ich dachte, sie würde mir ins Gesicht springen, das war eine richtige kampfbereite Horrormaus!
Ich beschloss einen Stock nach oben zu wandern, bekam aber die ganze Nacht kein Auge mehr zu und hab bestimmt nur 1-2 Stunden richtig schlafen können. Außerdem hörte ich ständig im Hintergrund, wie die Maus an irgendetwas knabberte und hoffte inständig, dass es nicht unsere letzten Vorräte waren. Denn diese Hütte bot kein Essen an. Wir hatten also nur noch das restliche Lunchpaket!

Am nächsten Morgen sah ich so fertig aus, dass die zwei Russen, die auch im Zimmer schliefen, mir ungefragt nen Kaffee in die Hand drückten. Als Frühstück wollte ich in den verbliebenen Apfel beißen, nur leider war die Maus schneller gewesen!

So war ich mehr als stinkesauer an diesem Morgen: Unausgeschlafen, hungrig, zamgefroren und wütend auf die Maus.
Ich wollte unbedingt raus aus der Hütte und war motivierter denn je, einen weiteren Gipfel zu erklimmen: Den Gletscher.
Und so machten wir uns bei ca. 5 Grad auf dem Weg nach oben. Durch das Wandern wurde mir etwas wärmer, ich war nämlich noch ziemlich zamgefroren von der Nacht. Hier Bilder unserer zweiten Etappe:

Früh am Morgen schlief noch alles.
 Dorthin zum Gletscher wollten wir:


Wir merkten erst auf dem Weg, wie naiv und gefährlich das alles war. Wir wanderten einfach ohne Ziel drauf los, sagten keinem Bescheid und es gab sowieso kein Netz. Wäre etwas passiert, hätte das sehr böse enden können. Nirgendwo war etwas abgesperrt und wir wanderten direkt am Abgrund. Ein falscher Schritt und ein Stein hätte sich lösen können und den anderen hinter sich erschlagen können. Zwar bin ich öfters hingefallen aber zum Glück nie komplett den Abgrund runter. Ein bisschen mulmig war uns dementsprechend schon zumute...



Eisschicht

Peace!

Mit meinen Amateur-Wanderschuhen

Links sieht man schon das Gletschereis


Erstmal Pause machen...




Gletschereis

Geschafft!!!!!!!!!!!!


Erstmal chillen und Aussicht genießen

Links die dicke Schicht Gletschereis



Nachdem wir oben an der Spitze ankamen und unseren Triumph feierten, merkten wir auch ganz schnell, dass wir mega viel Hunger hatten. Also mussten wir die komplette Strecke in einem Stück wieder runterklettern... insgesamt ca. 1700 Meter runter! Der Hunger trieb uns an und somit gelang uns der Abstieg in "nur" 6 Stunden! Es war sau anstrengend und ging auf die Knie und Füße.
Jetzt, zwei Tage danach fällt es mir immer noch schwer eine Treppe runterzugehen!!


Am Gletschereis entlang


Am Abgrund entlang













Soo, das wars von meiner kleinen, abenteuerlichen Bergtour. Ich hoffe, ich konnte euch ziemlich neidisch machen mit den Bildern und würde mich freuen, wenn ihr auch mal nach Kirgisien kommen würdet - wie zum Beispiel meine Freundin (Hallo Entchen!), die mich am Samstag besuchen wird. Da werde ich mich dann bestimmt öfters melden mit ihr. Ich freue mich riesig darauf!

Liebe Grüße und eine schöne Woche!
Lena

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