Wochenende in 3400 Metern Höhe!

Das Wochenende habe ich zusammen mit 2 meiner Arbeitskolleginnen + deren Kinder und 6 englischen Freiwilligen verbracht.

Ich kannte die englischen Freiwilligen vorher nicht, aber es hat sich herausgestellt, dass sie sehr nett sind. Sie arbeiten ebenfalls für die NGO Erayim als Englischlehrer, aber nur für einen Monat (und nicht in Bischkek).

Wir fuhren zunächst 2 Stunden mit einem ziemlich guten Kleinbus und auf ziemlich guten Straßen (wie ich erfahren habe von den Chinesen gebaut) bis zu einer kleinen Stadt, wo wir die englischen Freiwilligen aufsammelten. Von dort aus ging es dann gemeinsam in 3 Autos weiter zu unserem Ausflugsziel: Dem See Son-Kol. 

Auf der Fahrt ... überall am Straßenrand zu sehen...
Ich hätte mich schon wundern sollen, dass es abenteuerlich zugehen wird, als ich bei der Weiterfahrt den Kofferraum des Autos aufgemacht habe, um meinen Rucksack zu verstauen und mir ca. 2 Tonnen leere Bierflaschen entgegenkamen... Aber in dem Moment habe ich noch nicht so recht realisiert, was da auf uns noch zukommen wird...

Jedenfalls wurden wir auf 3 Autos verteilt und die Fahrt zum See ging weiter. Nach etwa 30 Minuten Fahrt hatten wohl die Chinesen auch keine Lust mehr, die Straße weiter zu teeren und es ging die nächsten Stunden auf unbefestigten Wegen weiter. 

Doch plötzlich stoppte unser Auto und die hinter uns ebenfalls. Ehe wir uns versahen, zog unser Fahrer schon eine Flasche Wodka unter seinem Fahrersitz hervor und der Spaß konnte beginnen....



Uns kam es so vor, als würde unser Fahrer das meiste trinken...!


Mit einem halben Liter Wodka weniger im Gepäck sollte unsere Fahrt eigentlich weitergehen... Nur leider machte eines der Autos schlapp... Außgerechnet ein DEUTSCHER Audi... Als ich irgendwas von "Deutschland und Qualität und scheiß Auto" hörte, begab ich mich ganz dezent in den Hintergrund und hoffte, keiner würde sich nach dem Wodka noch daran erinnern, dass ich die Deutsche war...



Während alle versuchten, das Auto zu reparieren, nutzten wir die Zeit und machten ein Foto mit wunderschöner Kulisse.


 Dann ging die Fahrt weiter über Berg und Tal. Wir haben ungelogen innerhalb von 2 Stunden alle vier Jahreszeiten durchleben können:

Schnee (Winter)

Herbstliche Temperaturen oben auf den Bergen

Saftige Wiesen (Sommer)



Blumenwiesen wie im Frühling

Ihr müsst euch vorstellen, ich bin bei 40 Grad in Bischkek gestartet und auf 3400m Höhe waren es dann nur noch 15 Grad, nachts dann nur noch 8 Grad. Außerdem fiel es sehr schwer, normal zu atmen... aber dennoch: Diese Freiheit dort oben auf den Bergen war echt einzigartig!

Nach einem weiteren Stopp mit der zweiten Flasche Wodka kamen wir dann endlich am See an:


Wir wohnten das Wochenende in einer traditionellen Jurte, im Hintergrund der See:

In der linken schliefen wir, in der rechten gab es Essen

Das Wochenende am See nutzten wir, um ausgiebig darin zu baden, die unberührte Landschaft zu bestaunen usw...
Seht einfach selbst: Bilder sagen mehr als Worte...





Ihr könnt stolz auf mich sein: Ich war im 15 Grad kalten Wasser baden! (wenn auch nur 5 Minuten..)










In der einen Jurte gab es immer Frühstück, Mittag- und Abendessen.. Ich hatte vegetarisch bestellt und ich bekam alles ohne Fleisch und Fisch. Ich musste mich zwar ständig rechtfertigen, dass ich kein Fleisch esse ("Wenn du mal schwanger wirst, musst du anfangen Fleisch zu essen, sonst wird dein Kind nicht gesund geboren...!!"). 😆 🙈
Aber bin jetzt soooo froh, dass ich vegetarisch hatte, weil ich soeben erfahren habe, dass schon der erste englische Freiwillige eine Lebensmittelvergiftung hat und seitdem auf dem Klo sitzt. 💩
(Letztes Jahr waren es bei dem Ausflug 2 Freiwillige mit Lebensmittelvergiftung)

Mein Essen war wirklich ganz gut und die Besitzerin war sehr gastfreundlich und hat sich sehr um uns bemüht!


Am Samstag sind wir dann auf ein kirgisisches "Kulturfestival" gegangen, dass extra für Touristen stattfand. Dort fanden so Wettkämpfe statt:









 Aber der HÖHEPUNKT war dann wirklich, als uns eine Nomadenfamilie zum traditionellen "Kumys"-Trinken eingeladen hat... Als ich das gehört habe, habe ich schon leichte Panikattacken bekommen. Wenn uns die Familie extra dazu einlud, bedeutete dies, dass ich auf jeden Fall probieren musste...😰
Kumys ist die berüchtigte vergorene Stutenmilch, das Nationalgetränk der Kirgisen.. Da ich vorher schon recherchiert habe, wusste ich bereits, dass diese Milch richtig furchtbar schmecken soll...

In der Not habe ich mir eine passende Ausrede parat gelegt und meinte dann, als es soweit war, dass mein Bauch das nicht vertragen wird und ich eh schon bisschen Bauchschmerzen hätte.. Leider habe ich nicht damit gerechnet, dass die Nomadenfamilie mir mit Freudenstrahlen entgegnete, dass Kumys ja so super wäre gegen Bauchschmerzen und ich dann erst recht viel trinken müsse. Spätestens dann ist mir die Kinnlade runtergeklappt!😨 😖

Als sie meinen erschrockenen Blick sah, meinte sie, ich könnte die Stutenmilch ja ganz einfach mit Byschtak nachspülen (das sind diese Bällchen, die genauso schmecken wie harter, versalzener Gips) ...das hat mich nur noch nervöser gemacht!!

Da saßen wir alle im Kreis und wussten, was uns bevorstand... Es gab kein Entkommen mehr!
Links Byschtak, rechts Kumys

So, was soll ich sagen... 1. ich lebe noch, Betonung auf NOCH!, 2. nachdem ich ein kleines Schlückchen von diesem Kumys probiert habe, musste ich mich sofort umdrehen und es is mir wieder hochgekommen... Ich untertreibe nicht, denn das Zeug ist wirklich das widerlichste, was ich je getrunken habe.. es schmeckt wie ultra extrem vergammelter und vergorener Kefir mit Milch vermischt... GANZ GANZ furchtbar... aber ich habe es ja überlebt und ich hake es unter "interessante Erfahrung" ab.

Das Ambiente und die kleinen Nomadenkinder waren aber wirklich zuckersüß!





 Am Sonntag ging dann die lange Fahrt zurück. Aber es wäre keine kirgisische Fahrt, wenn nicht wieder ein Auto von uns stehen bleiben würde.. diesmal der gute Lada Niva! (Viktor würde hier jedenfalls nicht arbeitslos werden!!!) Ich nutzte die Zeit und entspannte mich noch ein letztes Mal in den Bergen... 😇





Sooo, soweit zu meinem ereignisreichen Wochenende!

Ich hoffe, ich konnte euch Kirgisistan schmackhaft machen! Es gibt so viele schöne Flecken auf der Erde und Kirgisien gehört auf jeden Fall dazu!

Alles Liebe
Lena

Beliebte Posts aus diesem Blog

С Рождеством !

Wir sind in Almaty, Kasachstan!