Ausflug zum Issyk-Köl See

Ich hatte mal wieder ein tolles Wochenende in Kirgisien. Dieses Land steckt voller Überraschungen und unentdeckten Flecken. Zeit, dass ich das mal ausgekundschaftet habe!

Zusammen mit meinem einen Arbeitskollegen, den englischen Freiwilligen und noch einer Freiwilligen aus Deutschland (die aber nicht in meiner NGO arbeitet) haben wir das Wochenende in einem Gästehaus am größten See Kirgisistans, dem Issyk-Köl See verbracht.

Zunächst einmal haben sich meine Aufgaben, die nichts mit meiner Arbeit zu tun haben, um einige Punkte erweitert
  • Birkenstock Sandalen für alle Arbeitskolleginnen bestellen und nach Bischkek schicken lassen
  • Eine geeignete Bosch-Waschmaschine für meine Kollegin raussuchen (da ich ihr gesagt habe, dass Vik bei Bosch arbeitet und sie jetzt auch alles von Bosch möchte
  • einen elektrischen Messerschärfer für meinen Chef (deutsche Qualität versteht sich) besorgen
  • aus Deutschland eine Knoblauchpresse, Nussknacker und Dosenöffner (jeweils 3x) für meine Arbeitskollegen besorgen
Mein Chef (rechts) ist äußerst begeistert von der Knoblauchpresse, die eine Kollegin mal aus Deutschland mitgebracht hat (beste Tchibo-China-Qualität)


Am Freitag ging es per Marschrutka (Kleinbus) los zum See. Doch bevor wir zu unserem Gästehaus kamen, mussten wir erst einmal alle den Rohbau meines Arbeitskollegen bestaunen. Er geht bald in Rente und möchte dann dort leben zwischen See und Bergen. Er hat natürlich betont, dass es sogar eine Toilette und Dusche IM Haus geben wird und sogar eine ZWEITE Etage draufkommt. Wir waren natürlich schwer beeindruckt. Das, was in Deutschland normal ist, ist hier Luxus!

Wir kamen in einem Gästehaus unter mit toller Gastgeberin, die sich gleich zu Beginn bei uns sehr sympathisch gemacht hat, indem sie uns selbstgemachtes Brot und Marmelade gereicht hat, was suuuuper lecker war.


Alles war selbstgemacht und das Obst und Gemüse kam direkt aus dem Garten

Unsere Gastgeberin macht frische Himbeermarmelade.. Die beste, die ich jemals gegessen habe!


In der Gegend wachsen überall Aprikosen, die sooo lecker und frisch waren, oh man! Ich merke hier erstmal, wie fad bei uns Obst und Gemüse schmeckt. Furchtbar! 

Der Issyk-Köl See ist so riesig, dass man das andere Ufer nicht sehen kann. Eigentlich gibt es dort alles, was man braucht. Einen Sandstrand, der zum Baden einlädt und gleich auf der anderen Seite Berge die teilweise über 6000 Meter hoch sind. Dazwischen traditionelle Jurten und Gästehäuser. Dadurch bot sich ein tolles Panorama:













Den Samstag verbrachten wir eigentlich nur damit, am Strand zu liegen, baden zu gehen und uns alle einen Sonnenbrand zu holen...
Ich war net ganz so faul und hab noch bisschen Russisch Vokabeln gelernt.. Essen gabs direkt am Strand auf so einer Art Bühne, die gibt es hier überall, damit man draußen gemütlich essen kann (siehe Bild)


Altes sowjetisches Tretboot, das immer noch funktioniert!
















Als wir weiter rausschwammen, kamen plötzlich Männer mit Schwimmreifen zu uns und fragten uns ganz schockiert, wo denn unsere Schwimmflügel bzw. Schwimmreifen sind?? Als wir meinten, dass wir schwimmen können und das net brauchen, sind die fast vom Glauben abgefallen 😀

Viele andere Touristen (die meisten aus Kasachstan und Russland) haben mich gefragt, woher ich komme und was ich hier überhaupt mache... Sie waren sehr neugierig und total freundlich.. Trotzdem sollte jeder (Deutsche/Europäer), der in ein anderes Land reist, nicht automatisch in diesem Moment denken, er sei etwas "besseres", nur weil er das Geld besitzt, irgendwo Urlaub zu machen... Es passiert so schnell, dass man sich als Deutscher automatisch über jemanden aus einem anderen, ärmeren Land stellt und dieser dann unterwürfig wird. Das habe ich schon bei vielen Europäern beobachtet und so etwas mag ich überhaupt nicht. Ich bin nicht schlauer/besser/toller, nur weil ich aus Europa komme, wonach alle hier in Kirgisistan streben. Das muss man sich wirklich vor Augen halten und an so etwas denken leider die wenigsten.
Das spiegelt sich wider in meiner Beobachtung, als z.B. unsere Gastgeberin meinte, dass ihr 7jähriger Sohn immer so lange in der Sonne ist und schon ganz "schwarz sei". Als wäre dunkle Hautfarbe etwas schlechtes. Man möchte sich ja an Europa orientieren, wo die Mehrheit der Leute weiß sind. Da sieht man mal, wie die Kolonialgeschichte uns noch bis heute prägt und wir immer noch denken, als Weißer hätte man mehr Privilegien und würde höher angesehen. Das ist noch total in uns allen drin, ganz sicher. Und so etwas ist furchtbar! Das zieht sich echt durch fast jedes Volk habe ich das Gefühl. Jedenfalls habe ich auch solche Erfahrungen erlebt und das schreckt mich echt ab!
Thema beendet.

Am Sonntag bin ich mit meinem Arbeitskollegen eigene Wege gegangen. Während die andern wieder am Strand waren, mussten wir bisschen was für mein Projekt arbeiten... Da wir ja eine Webseite erstellen, wo wir Touristen Gästehäuser vorstellen, haben wir ein paar dieser Gästehäuser abgeklappert und Fotos für die Webseite geschossen...

Mit dem guten alten deutschen Mercedes ging die Fahrt zu den Gästehäusern dann nach diversen Anspringversuchen los:


In fast jedem Gasthaus mussten wir dann noch "Tee" trinken, da ja alle so gastfreundlich sind... Wenn es nur "Tee" wäre, wäre es ja in Ordnung... immer wenn wir jedoch zum "Tee trinken" eingeladen wurden, wurde uns gleich ein 4****-Menü aufgetischt und natürlich erwartet, dass man davon reichlich isst! Außerdem darf ich nicht eine Tasse Tee trinken, sondern muss immer 3 trinken: Eine Tasse muss jeder trinken, die zweite Tasse bekommen die, die noch keinen Mann haben (damit sie einen guten Mann abbekommen) und die dritte Tasse bekommen die, die noch keine Kinder haben (damit sie gesunde Kinder bekommen)!

Beinahe alle Gästehäuser hatten eine eigene Kuh oder Hühner....


Mein Kollege und ich bei der "Arbeit"


Überall werden Aprikosen verkauft, die hier wachsen

Nach dieser äußerst anstrengenden Arbeit hatten wir uns dann alle unsern guten Wodka am Strand und Wassermelone verdient!


Schuster, bleib bei deinen Leisten! (Lena, bleib bei deinem Wodka!)

In diesem Gästehaus haben wir geschlafen (Man schläft traditionell auf dem Boden, weil man dadurch besser die Energie des Bodens erhalten soll):


Abenteuerliche Dusche!
Als wir Sonntag Nachmittag aufbrachen hab ich meinen Arbeitskollegen gefragt, mit welcher Marschrutka wir denn zurückfahren und wo unser Chauffeur denn eigentlich abgeblieben sei...
Kurzerhand packte mein Arbeitskollege einen Zettel aus seinem Rucksack und gab ihn mir, damit ich mich an die Straße stelle und per Anhalterin mein Glück versuche... 😳 🙈
Nach 15 min kam dann tatsächlich ein Bus, der uns ins 4 Stunden entfernte Bischkek zurückgebracht hat ✌  Kirgisistan läuft also...! :)




Erschöpft und durchgeschwitzt sind wir dann Sonntag Abend ins 40 Grad warme Bischkek zurückgekommen und das erste, was mir meine Gasteltern bei Ankunft auftischten war heißer Tee... Ich sag's euch, die Kirgisen wollen es echt wissen! Ich nehm hier echt ab, indem ich einfach bei 40 Grad Tee trinke! So einfach kann Diät sein 😉

Ach herrje, ich bin schon so weit zu sagen, dass ich ehrlichgesagt nicht mehr zurück nach Deutschland möchte... Mich hält an Deutschland irgendwie nichts (außer natürlich euch!!!)
Hier gibt es viel frischeres Essen (ich spreche nicht von diversen Nationalgetränken und -gerichten!) und irgendwie mag ich die gastfreundliche Mentalität so sehr...
Meine Arbeit ist toll und sehr kreativ, ich werde noch die Möglichkeit haben mit meinem Chef rumzureisen und verschiedene Gasthäuser für unsere Webseite zu besuchen sowie selbst eine Präsentation über das Recycling-System in Deutschland zu halten, woran ich gerade dran sitze.
Meine Kollegen sind wie eine kleine Familie und die Atmosphäre ist toll.

Ich kann mich echt überhaupt nicht beschweren, obwohl doch Deutsche immer so gern jammern!


Bis bald!
Lena

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