Wochenende und andere Alltagsgeschichten...

Obwohl ich eigentlich unter der Woche nur arbeite passiert trotzdem immer so viel! (was gut ist!)

Zunächst einmal war der Geburtstag von meiner Gastmutter. Ich sag es mal so: In Kirgisien feiert man die Geburtstage eeeeetwas anders als in Deutschland. Um Punkt 15 Uhr schreibt mir meine Gastmutter: "Lena, los komm nach Hause, wir müssen uns zusammen fertigmachen und schminken und die Melone holen..." Zum einen dachte ich mir: Wie erklär ich meinem Chef (der gleichzeitig mein Gastvater ist), dass ich wegen "Schminken" früher nach hause gehen darf von der Arbeit? Sowas würde kein deutscher Arbeitgeber akzeptieren! Zum anderen dachte ich mir: Welche verdammte Melone schon wieder?
Aaaaber ich durfte wirklich früher gehen, bzw. hab ich gar net gefragt. Ich hab eigentlich meine Frage als Aussagesatz formuliert und bin gegangen... 😎


Meine Gasteltern und ich

Mit Melisas Arbeitskolleginnen von der Kirgisischen Nationalbank


Um Geld zu sparen, nimmt man den Kuchen und diverses Obst von daheim mit, dass dann sehr schön auf dem Tisch trappiert wird. Denn wenn das fehlen würde, wäre auf dem Tisch ja noch Platz und das gilt dann schon als nicht gastfreundlich. Man merke sich also: Je vollgestopfter der Tisch, umso besser!

Aha, hier findet sich also die Melone wieder!




Das nächste Event, das anstand war dann am Samstag, wo ich mal mit 3 meiner Arbeitskollegen mitgegangen bin auf so ne Versammlung der Selbsthilfegruppen, die meine NGO betreut.
Ich wollte mir mal ein Bild davon machen, wie meine NGO arbeitet und welche Früchte die Arbeit trägt. Außerdem brauchte ich noch ein paar Fotos von der Provinz für unsere Webseite, die wir erstellen (in meinem Projekt).

Diese Versammlung fand in einer Schule statt. Mein Arbeitskollege hatte eine Power Point Präsentation vorbereitet und nach und nach sind die Omis der Selbsthilfegruppen eingetroffen. Jede Oma gehört einer anderen Selbsthilfegruppe (je nach Bezirk aufgeteilt) an. Das sieht man an den verschiedenen Aufnähern, die sie sich gebastelt haben. Die Selbsthilfegruppen stellen zusammen eigene Produkte her und verkaufen sie auf dem Markt. Der Gewinn wird dann gerecht untereinander aufgeteilt. Der Finanzverwalter der Gruppe wechselt alle paar Monate, damit keine Korruption entstehen kann (Korruption ist hier überall!). Solche Produkte stellen sie beispielsweise her:

Traditionelle Kissen, Taschen, Armbänder, Teppiche, aber auch Käse und Milch wird verkauft. 



Doch als wir die Power Point Präsentation starten wollten, gab es Probleme mit der Power Point Präsentation.
Unser einer aus Deutschland denkt natürlich sofort, es gibt wieder irgendein Problem mit der Technik. Aber ich irrte gewaltig: Es gab ein Problem mit der Steckdose!!!


Daher mussten wir zunächst einmal die Steckdose in der Schule reparieren, was mit einfachen Mitteln irgendwie hingemurkst wurde. Glücklicherweise hat auch keiner einen Stromschlag erlitten und tatsächlich hat dann alles funktioniert. Wie die das hier immer hinbekommen ist mir ein Rätsel.. Das erinnert mich so an die ganzen Autos, die ständig stehen bleiben aber trotzdem irgendwie laufen....Und dann konnte es endlich (mit nur 45 min Verspätung, also pünktlich nach kirgisischer Mentalität) losgehen.

Mein Arbeitskollege in seinem Element. Er setzt sich unter anderem für die Gleichheit von Mann und Frau ein.




Ich liebe es einfach, süße Kinder zu fotografieren!

Die Omas waren echt sehr lieb und "typisch kirgisisch omamäßig", wie ich es auch aus Russland kenne. Nach kurzer Zeit war ich bei diversen Omas schon "wie die Nichte/ Tochter" usw... und zum Abschied haben sie mir ein selbst gemachtes Armband geschenkt. Soooo schön!

Am Ende hat jeder noch ein Zertifikat bekommen von unserer Orga, dass sie teilgenommen haben und alle haben sich sehr gefreut. Obwohl ich mit den Selbsthilfegruppen-Projekt eigentlich nichts zu tun habe (da mein Projekt ja um die Webseite und Ökotourismus geht) hieß es plötzlich von meinem Arbeitskollegen: Und das ist unsere neue Mitarbeiterin aus Deutschland. Lena, steh doch bitte auf und komm vor und erzähl von dir und deiner Arbeit! (KEINER hatte mir gesagt, dass ich plötzlich ne Rede vor all den Leuten halten sollte!!!) Ein bisschen anders war mir schon zumute, als ich mir irgendwas aus den Fingern saugen musste... Jedoch ham alle am Ende geklatscht, da war ich ganz stolz!



Am Ende musste noch eine aus jeder Selbsthilfegruppe ein Lied singen, das war die Aufgabe von der letzten Versammlung. Keiner hatte Scham und sie haben echt schöne kirgisische Volkslieder gesungen. 🎶


Auf dem Weg zurück haben wir dann noch einen Stopp beim Burana-Turm gemacht. Der Turm stammt vom 10./11. Jahrhundert und ist einer der ältesten in Zentralasien. Er war ursprünglich doppelt so hoch (über 40 m), jedoch hat damals ein Erdbeben alles dem Erdboden gleichgemacht. Da waren damals mehrere Türme und eine ganze Stadt gestanden, die jetzt nicht mehr existiert. Ich habe die Bilder des Turms für die Webseite gebraucht, da der Turm eine bestimmte Provinz Kirgisistans repräsentiert. Neben den Fotos war es auch einfach spannend, den Turm zu besteigen und das kleine Museum zu besuchen.

Impressionen:

Dito!










Am Samstag Abend wurde ich von Melisas Familie zum Abendessen eingeladen. Sie wohnen in Bischkek in einem Randbezirk und haben ein eigenes Haus. Wir haben draußen gegessen und die Familie hat mich seeeehr herzlich aufgenommen. Ihr Vater ist Arzt (Urologe, Durchschnittsgehalt 200 EUR) und hat viel mit mir geredet über Skateanlagen, vegetarisches Essen, deutsche Pünktlichkeit und natürlich deutsche Autos! Ich hab mich sofort wohlgefühlt und mich gleich in Melisas kleinen Bruder verliebt. Er is sehr gut erzogen (Sobald ich aufgestanden bin ist er vor mir aufgestanden und hat meine Schuhe geholt und sie mir hingestellt, damit ich sofort reinschlüpfen konnte). Ich hab die Familie dann gefragt, ob ich mir den Bruder für nen Tag ausleihen darf, die hatte nichts dagegen!
Und so sind wir dann mit dem Bruder im Gepäck wieder nach hause gefahren und der kleine Iljas hat bei mir im Zimmer übernachtet. Am nächsten Tag hat man mir den kleinen Iljas komplett anvertraut, mich mit ihm im Park abgesetzt und ich musste für ein paar Stunden Nanny spielen... hat aber ganz gut mit uns zwei geklappt :)



Am Ende gabs noch Eis und meine Gastmutter ist uns abholen gekommen (siehe Video).




So, mehr hab ich im Moment nicht zu erzählen... doch halt, eine Anekdote am Rande: Als ich mal allein in der Stadt war und abends um 22 Uhr mit den Öffentlichen (der Marschrutka (Kleinbus)) zurückwollte, war ich mir nicht mehr sicher, ob eine Fahrt 5 (6ct) oder 10 (12ct) Som kostet. Ich wusste aber, dass ein was davon stimmt. Also bin ich eingestiegen und hab gefragt. Dann meinte der Fahrer 12 Som. Ich dachte mir nur so: "Boah, die Korruption ist echt überall! Kaum sieht er Ausländer, verlangt er schon 2 Som mehr! Nicht mit mir", und hab ihm einfach selbstbewusst 10 Som in die Hand gedrückt. Er hat dann auch nix gesagt und ich hab mich selbstsicher hingesetzt. Am Ende hab ich auch noch die Haltestelle verpasst, hab den Busfahrer genervt, er soll mich einfach rauslassen. Iwie habe ich dann heimgefunden (diesmal ohne, dass mir 4 Hunde gefolgt sind!) und hab gleich meinem Gastvater erzählt: "Boahhh, so eine Abzocke!! Einfach mal 12 Som verlangt, nur weil ich keine Kirgisin bin. Was für eine Unverschämtheit... " Mein Gastvater nur so: "Ähhh Lena, du weißt schon, dass nach 21 Uhr die Busse 12 Som kosten???!!!!!" 😳😳 😂 🙈

In diesem Sinne bis bald aus dem "korrupten" Bischkek!
Lena

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